Sehr geehrte Geisenfelder Bürgerinnen und Bürger,

an dieser Stelle wollen wir uns sehr herzlich für Ihre riesige Unterstützung bedanken! Die hohe Wahlbeteiligung als auch das sehr deutliche Ergebnis sprechen für sich.

 

Vielen Dank!

 

Eure

Bürgerinitiative Geisenfeld / Ilmendorf-Nord

Quelle. Pfaffenhofener Kurier, 18.03.2019

Liebe Geisenfelder/innen,
gerne möchten wir Ihnen hier unsere Argumente zum Bürgerentscheid am 17.03.19 über die Ansiedlung eines riesigen Logistikunternehmens vor der Birkenheide darstellen. Wir sind weder radikale Naturschützer, noch pauschal gegen jede Art von Gewerbeansiedlungen im Stadtgebiet – ganz im Gegenteil. Der vorliegenden Planung fehlt aber jedes Maß und Ziel und damit jede Balance. Eine vernünftige Ausweisung von Gewerbeflächen muss dazu dienen, gerade auch einheimischen Gewerbetreibenden eine Perspektive zu bieten, damit Arbeitsplätze entstehen, die auch für uns Einheimische interessant sind. Hier aber sollen riesige Flächen an einen einzigen dubiosen Investor verschleudert werden, der noch nicht einmal bereit ist zu sagen, welches Unternehmen sich dort ansiedeln soll. Die riesigen Logistik-Hallen vor der Birkenheide bringen uns Geisenfelder/innen kaum nennenswerte Vorteile. Dem stehen aber enorme Nachteile gegenüber, die vernünftigerweise zu einer Ablehnung des Projekts und damit zu einem JA zum Stopp führen müssen.


1. Flächenfraß und Vernichtung von Natur und landwirtschaftlicher Fläche
Hallen mit einer Größe von 300 x 226m, damit knapp 70.000m2 mit einer Höhe von bis zu 30m (doppelt so groß wie die Thimm-Halle in Bruckbach) vernichten in gigantischem Ausmaß Natur und landwirtschaftliche Fläche. Die versiegelte Fläche incl. Verkehrsflächen beträgt weit über 100.000m2 und damit ca. 15 Fußballfelder! Wer heute den Wert von Boden - so argumentiert unser Stadtrat - lediglich danach bemisst, welcher landwirtschaftlicher Ertrag daraus gezogen werden kann, der hat die Zeichen der Zeit nicht erkannt. Mit dieser Argumentation könnte man doch auch jedes Biotop und jede Streuobstwiese zubetonieren. Für einen Logistiker ist das Gebiet eigentlich gänzlich ungeeignet, weil es fernab der Autobahn nur von Süden über einen beschrankten Bahnübergang angefahren werden kann. Bereits jetzt sind die Schranken stündlich 5 – 6 mal geschlossen. Weil aber keine andere Gemeinde – angesichts der immensen Nachteile – zu einer Ansiedlung bereit ist, würde der Investor nehmen, was er kriegen kann. Das sollte uns zu denken geben!


2. Schwerlastverkehr in Geisenfeld und den Ortsteilen
Geisenfeld leidet bereits jetzt unter enormem Schwerlastverkehr. Das dem Bebauungsplan zugrundeliegende städtische Lärmgutachten geht von täglich weiteren 640 Lkw aus, dazu kommen noch die Lkw-Fahrten in der Nacht bei einem geplanten 24h-Betrieb. Diese Zahlen sind Grundlage einer späteren Baugenehmigung und es wäre Sache des Betreibers diese auszunutzen. Aussagen des Bürgermeisters, dass die Stadt in Nachhinein hier noch Möglichkeiten habe, beschränkend einzugreifen, zeugen von Unkenntnis der Materie. Es ist das gute Recht eines jeden Bauherrn von den durch einen Bebauungsplan eingeräumten Möglichkeiten Gebrauch zu machen. Genau deshalb stellt man doch einen Bebauungsplan auf! Vergleiche mit anderen bereits bestehenden Logistik-Ansiedlungen, z. B. Aldi in Graben bei Augsburg bestätigen Zahlen in diesen Größenordnungen. Es ist der naive Wunsch unseres Bürgermeisters, dass die Lkw-Lenker über die B16 und A9 an- und abfahren. Wer aber mal die kürzeste Verbindung von und nach Süden ansieht und dabei berücksichtigt, dass die B16 und die A9
mautpflichtig sind, wird relativ schnell feststellen, dass die vorgeschlagene günstigste Route mitten durch Geisenfeld (Nöttinger, Münchener bzw. Augsburger Straße) führt. Jeder zusätzliche Lkw ist bereits einer zuviel! In Sachen Umgehungsstraße geht nichts vorwärts und genau in dieser Zeit soll zu den drei vorhandenen Logistikern ein vierter, noch größerer, angesiedelt werden.


3. Arbeitsplätze
In der Logistik werden zunehmend Arbeitsvorgänge automatisiert und darüber hinaus – nicht nur, aber - überwiegend Niedriglohnjobs entstehen. Bereits jetzt kann z. B. die Fa. Thimm hier in der Region für diese Tätigkeiten nicht genügend Arbeitskräfte finden. Nach Aussage des Geschäftsführers vom Januar 2019 könnte man „bis zu 10% mehr Arbeitskräfte einstellen um die Produktion voll auszulasten“, findet aber in der Region die Arbeitskräfte nicht. Mit welchen Arbeitskräften würde man also wohl überwiegend diese Jobs in der Logistik besetzen? Richtig, mit auswärtigen Kräften, die zusätzlich den angespannten Wohnungsmarkt belasten. Glauben Sie denn wirklich, dass das die Arbeitsplätze sind, die uns und unserem Nachwuchs unseren Wohlstand sichern?


4. Gewerbesteuer
Lt. Stadt Geisenfeld betrug das Gewerbesteueraufkommen für das bestehende Gewerbegebiet in 15 Jahren insgesamt 10 Mio. €, durchschnittlich pro Jahr also ca. 670.000€. Nun verschweigt – aus sehr durchsichtigen Gründen – unser Bürgermeister, dass davon ca. die Hälfte an Umlagen an Bund und Land in Form der Gewerbesteuerumlage bzw. an den Landkreis als Kreisumlage abzuführen ist. Die in Geisenfeld verbleibende Gewerbesteuer für das bereits bestehende Gewerbegebiet mit Aldi, Kaufland und vielen anderen Betrieben liegt also pro Jahr bei ca. 350.000€. Das ist – verglichen mit anderen einheimischen Gewerbetreibenden auf weit kleineren Flächen – ein sehr geringer Nutzen. Für den einen Logistiker in Ilmendorf-Nord kann man also von 100.000€ Gewerbesteuer pro Jahr ausgehen. Im Rahmen der Bürgerversammlung behauptete unser Bürgermeister, dass durch Ilmendorf-Nord mit Gewerbesteuereinnahmen in Höhe von 500.000€ zu rechnen sei. Wie absurd diese Zahl ist, können Sie selbst ausrechnen, wenn für das komplette bestehende Gewerbegebiet mit vielen Betrieben, diese Zahl nicht einmal annähernd erreicht wird! Mit den realistischen 100.000€ pro Jahr würden sich die in Geisenfeld verbleibenden Einnahmen bei einem Gesamthaushalt von 32 Mio. € also um ganze 0,3% steigern. Entscheiden Sie bitte für sich selbst, ob diese jämmerliche Zahl es rechtfertigt, den Bereich vor der Birkenheide zuzubetonieren! Berücksichtigt man dabei noch, dass die Stadt und damit wir Steuerzahler auf einem Teil der Kosten der Erschließung (Straße, Geh- Radweg, Brücke B16) sitzen bleiben, verbleibt über Jahre hinweg sogar eine negative Bilanz und damit eine große Lücke im Stadtsäckel! Das bedeutet wir zahlen drauf!


5. Finanzierung von städtischen Maßnahmen
Es ist also völlig absurd anzunehmen, dass Ilmendorf-Nord zu „Wohltaten“ für die Bevölkerung führen würde. Hier einen Zusammenhang zu geplanten Maßnahmen,
wie z. B. Umgehungsstraße oder Klosterstadel herzustellen, dient nicht der Information der Bürgerinnen und Bürger. Vielmehr wird hier der untaugliche Versuch unternommen, so zu tun, als hänge das Wohl und Wehe Geisenfelds von der Ansiedlung des Riesenlogistikers ab! Wie bereits oben ausgeführt, bleibt über Jahre hinweg ohnehin nix übrig von der sehr geringen Gewerbesteuer, die hier in Geisenfeld bleiben würde. Gewerbeansiedlung ja, aber mit Maß und Ziel und zum Wohl unserer Stadt! Machen Sie unserem Stadtrat klar, dass nicht großflächige Logistik-Zentren unsere Zukunft sind, sondern kleine, aber feine Gewerbeflächen für Handwerk, Dienstleistung und zukunftsfähige Industriebetriebe!

 

Wir bitten Sie deshalb beim Bürgerentscheid mit JA zum Stopp zu stimmen.
Vielen Dank!

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